Was ist die Entgeltumwandlung?
Jeder Arbeitnehmer erhält ein Bruttogehalt, von dem Sozialabgaben und Steuern abgezogen werden. Der Betrag, der dann tatsächlich auf dem Konto landet, ist das Nettogehalt. Die Entgeltumwandlung ist ein Mechanismus, der es ermöglicht, Beiträge für die betriebliche Altersvorsorge schon vor Abzug der staatlich festgelegten Abgaben vom Bruttogehalt abzuziehen und in die bAV einzuzahlen. Beispielsweise in eine Direktversicherung oder einen Pensionsfonds.
Staatliche Förderung für Einzahlungen in die betriebliche Altersvorsorge
Der große Vorteil dieses Mechanismus ist: So müssen auf die Beiträge für die bAV keine Steuern und Abgaben gezahlt werden. Der Aufwand, den der Arbeitnehmer tatsächlich tragen muss, ist wesentlich geringer, als der Gesamtbeitrag, der in die Altersvorsorge fließt. Wie hoch die Ersparnis genau ist, zeigt unser Rechenbeispiel.
Rechenbeispiel: Entgeltumwandlung
Das Rechenbeispiel geht von den folgenden beispielhaften Personenmerkmalen aus:
- Alter: 30 Jahre
- Wohnort: Berlin
- Steuerklasse I
- keine Kinder
- Steuern inkl. Kirchensteuer
ohne bAV | mit bAV | Differenz (Ersparnis bzw. Einbußen) | |
Bruttogehalt | 3.500 € | 3.500 € | |
Entgeltumwandlung | 0 € | 100 € | |
Steuern* | 614 € | 583 € | 31 € |
Sozialabgaben* | 701 € | 681 € | 20 € |
Nettogehalt* | 2.185 € | 2.136 € | 49 € |
*Zahlen gerundet für bessere Anschaulichkeit
Das Beispiel zeigt: Während 100 Euro in die betriebliche Altersvorsorge fließen, hat der Arbeitnehmer nur 49 Euro weniger Nettoeinkommen im Monat zur Verfügung.
So fördert der Staat
Die Beiträge, die mit der Entgeltumwandlung gespart werden können, sind nicht unbegrenzt hoch, sondern bei einer bestimmten Grenze gedeckelt. Diese Grenze orientiert sich an der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung.
Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung 2023: 7.300 Euro monatlich
Von dieser Beitragsbemessungsgrenze können bis zu 4% im Monat sozialabgabenfrei gespart werden, im Jahr 2023 also ein Betrag von 292 Euro. Steuerfrei ist sogar ein Betrag von bis zu 8%, das heißt 584 Euro. Die Beitragsbemessungsgrenze wird jedes Jahr angehoben, sodass auch die steuer- und abgabenfreien Beträge jährlich steigen.
Recht auf Entgeltumwandlung: Pflicht des Arbeitgebers
Arbeitnehmer haben einen Anspruch auf die Entgeltumwandlung, sodass der Arbeitgeber, wird er vom Arbeitnehmer darum gebeten, mindestens eine Direktversicherung anbieten muss. Der Arbeitgeber hat jedoch keine Verpflichtung, den Arbeitnehmer auf dieses Recht hinzuweisen.
Zudem können Tarifverträge dies aushebeln bzw. überschreiben, und eine Entgeltumwandlung auch gar nicht zulassen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind dann an die dort getroffenen Regelungen gebunden.
Vorteile der Entgeltumwandlung für Arbeitnehmer
- Erworbene Ansprüche aus der Entgeltumwandlung sind sofort unverfallbar und damit bestens abgesichert, auch bei Insolvenz des Arbeitgebers oder Jobwechsel.
- Wenn Arbeitgeber keine eigenfinanzierte Betriebsrente anbieten, ist die Entgeltumwandlung eine gute Möglichkeit, selbst etwas für die Aufbesserung der Rente zu tun.
- Das Betriebsrentenstärkungsgesetz von 2018 hat die Situation der Arbeitnehmer deutlich verbessert. Seitdem gelten z.B. der verpflichtende Zuschuss des Arbeitgebers, das Recht auf Entgeltumwandlung, sowie Freibeträge bei Auszahlung der Rente.
- Besonders für Geringverdienende ist die Betriebsrente sinnvoll, da sie im Alter nur teilweise – wenn überhaupt – auf die Grundsicherung angerechnet werden kann. Die bAV kann darum ein sinnvolles Mittel sein, das monatliche Einkommen im Alter aufzustocken.
So helfen wir Ihnen weiter
Sie sind Arbeitnehmer und wissen noch nicht, wie Sie Ihre gesetzliche Rente am besten aufbessern sollen? Wir helfen Ihnen gerne und beraten Sie rund um das Thema Absicherung im Alter. Wenden Sie sich einfach an uns: Entweder telefonisch unter 030 – 120 82 82 8 oder per E-Mail unter kontakt@transparent-beraten.de. Oder nutzen Sie einfach das folgende Vergleichsformular.
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Nachteile der Entgeltumwandlung für Arbeitnehmer
- Der Steuervorteil während der Einzahlungsphase wird dadurch etwas geschmälert, dass im Alter die vollen Steuern und Abgaben auf die Betriebsrente anfallen (wenn man gesetzlich versichert ist). Seit 2018 gibt es jedoch einen monatlichen Freibetrag von 169,75 Euro (2023). Erst, wenn die Betriebsrente höher liegt als dieser Betrag, müssen auf den zusätzlichen Betrag Abgaben gezahlt werden.
- Die Entgeltumwandlung mindert die gesetzliche Rente. Durch die niedrigeren Beiträge zur Rentenversicherung sinkt auch die Altersrente. Dies sollte bei der Überlegung, ob sich eine bAV lohnt, einberechnet werden.
Für Arbeitnehmer besonders vorteilhaft mit Zuschuss des Arbeitgebers
Arbeitgeber sind durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz, das 2018 in Kraft trat, dazu verpflichtet, einen Zuschuss von min. 15% auf die Beiträge der Arbeitnehmer zu zahlen (sofern sie in mindestens derselben Höhe auch Lohnnebenkosten einsparen). Dies gilt für alle Verträge seit 2022, für Neuverträge bereits seit 2019. Eine sinnvolle Überlegung für Arbeitgeber kann es sein, sogar mehr Zuschuss zu geben, beispielsweise 20–30%. So entsteht ein deutlicher Mehrwert für die Arbeitnehmer, und die betriebliche Altersvorsorge wird für diese deutlich attraktiver.
Warum sollte der Zuschuss möglichst 20% betragen?
Da die Betriebsrente im Alter mit den vollen Beiträgen versteuert werden muss, lohnt sie sich für Arbeitnehmer dann am meisten, wenn der Arbeitgeber die Rente ordentlich fördert. Ab ungefähr 20% Zuschuss lohnt es sich richtig.
Problemstellen der Entgeltumwandlung: Tipps für Arbeitgeber
- Nach unserer Erfahrung wird die Entgeltumwandlung kaum genutzt; so schätzen wir, dass nur 7-12% der Beschäftigten in einem Unternehmen diese Möglichkeit wahrnehmen.
- Die Verwaltung ist für Unternehmen verhältnismäßig aufwändig und wird oft nicht ernst genug genommen.
- Die reine Vermarktung von Organisationssoftware verfehlt die Interessenlage der Unternehmen, da durch eine vereinfachte Verwaltung nicht das Problem der mangelnden Inanspruchnahme der Beschäftigten gelöst wird.
- Die Kompetenz der meisten Marktteilnehmer in der Finanzbranche ist im Bereich der bAV unzureichend.
- Viele Unternehmen sind durch Fachkräftemangel zunehmend unter Druck, sodass im Bereich betriebliche Altersvorsorge dringender Handlungsbedarf herrscht.
- Zu oft wird die betriebliche Altersvorsorge als Produkt und nicht als Konzept gesehen.